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Author
Laura Bohrer
Date published
25.11.2022
Ethik beschreibt unser inneres Gefühl dafür, was richtig und falsch ist. Sie umfasst unsere moralischen Prinzipien, die uns dazu bringen, bestimmte Verhaltensweisen anzunehmen, und leitet uns bei unseren Entscheidungen, wo das Gesetz versagt. Ethisches Handeln ist für das Funktionieren unserer Gesellschaft unabdingbar, und das in allen Teilbereichen, inklusive im Business.
Die Unternehmensethik liefert Unternehmen die notwendigen Grundsätze, um die moralisch richtigen Entscheidungen zu treffen. Das Unternehmenshandeln nicht nur vom Gewinnstreben bestimmen zu lassen, sondern Entscheidungen auch unter Berücksichtigung moralischer Aspekte zu treffen, ist entscheidend, um die Integrität eines Unternehmens zu gewährleisten. Das gilt auch für die Personalbeschaffung.
Auf einem immer stärker umkämpften Arbeitsmarkt sehen sich Personalverantwortliche jedoch zunehmend mit ethischen Zwickmühlen konfrontiert, in denen Moralvorstellungen sich dem Druck von außen beugen müssen. Ein gutes Beispiel hierfür ist das Einstellen von Mitarbeitern auf Empfehlung “von oben”. Wenn eine Führungskraft einen Kandidaten für eine offene Stelle vorschlägt, steht die Personalabteilung unter großem Druck der Empfehlung nachzukommen und den Kandidaten einzustellen, was anderen Bewerbern gegenüber nicht fair ist.
Um Diskriminierung oder Bevorzugung in der Personalbeschaffung zu vermeiden, müssen Unternehmen ethische Einstellungspraktiken einführen. Aber was versteht man unter ethischem Recruiting? Warum ist Ethik in der Personalbeschaffung wichtig? Und wie können Unternehmen ihre Einstellungsprozesse möglichst ethisch gestalten?
Ethisches Recruiting beschreibt eine Praxis in der Personalbeschaffung, bei der Bewerber ohne Diskriminierung und Voreingenommenheit beurteilt werden. Dabei stehen Integrität, Transparenz, Vertrauen und Leistung im Vordergrund. Die Fair Labour Alliance definiert ethische Personalbeschaffung als "den Prozess der fairen, transparenten und leistungsbezogenen Einstellung eines Arbeitnehmers" (freie Übersetzung aus dem englischen Original).
Nur wenn die Personalbeschaffung auf unvoreingenommenen Kriterien und standardisierten Prozessen beruht, haben alle Kandidaten eine faire Chance, die Stelle zu bekommen. Zur ethischen Personalbeschaffung gehören unter anderem:
Keine Diskriminierung von Kandidaten aufgrund ihres Aussehens, ihres Geschlechts, ihrer ethnischen Zugehörigkeit oder ihres Alters
Offene und transparente Kommunikation mit den Bewerbern
Kandidaten über den Status ihrer Bewerbung auf dem Laufenden zu halten
Darüber hinaus bedeutet ethisches Recruiting, dass Sie alle Bewerber und Kandidaten mit Respekt und Ehrlichkeit behandeln und ihnen zeigen, dass Sie es zu schätzen wissen, dass sie sich die Mühe gemacht haben, sich auf die Stelle zu bewerben.
Es gibt keinen besseren Weg, das Konzept der ethischen Personalbeschaffung besser zu verstehen, als sich vor Augen zu führen, was man als Unternehmen nicht machen sollte. Zu Beginn dieses Artikels haben wir bereits unethische Mitarbeiterempfehlungen angesprochen. Daneben gibt es aber noch viele weitere Beispiele für Praktiken, die mit den Grundsätzen des ethischen Recruitings im Gegensatz stehen. Dazu zählen:
Ungleiche Behandlung von Bewerbern: Es ist unethisch, Bewerbern aufgrund ihres Aussehens, ihres Alters, ihrer Herkunft oder ihres Geschlechts nicht die gleiche Behandlung zukommen zu lassen wie anderen Kandidaten.
Fehlende oder falsche Informationen in der Stellenbeschreibung: Unzureichende oder falsche Informationen über eine offene Stelle führen zu mangelnder Transparenz und Verwirrung auf Seiten der Bewerber. Das Beschönigen von Aufgaben und Verantwortungsbereichen sowie des Unternehmensprofils ist unredlich und kann dazu führen, dass Mitarbeiter schnell wieder kündigen.
Nutzung sozialer Medien zum Sammeln privater Informationen: Informationen über Bewerber aus deren Profilen in den sozialen Medien zu sammeln und sich davon bei der Einstellungsentscheidung beeinflussen zu lassen, stellt einen Eingriff in das Privatleben des Bewerbers dar und ist daher unter ethischen Gesichtspunkten nicht richtig.
Abfragen von irrelevanten Informationen: Einige Unternehmen verlangen von den Bewerbern Informationen, die nicht relevant sind, um zu beurteilen, ob der Bewerber für die Stelle geeignet ist. Angaben wie Geburtsort, Beruf und Ausbildung der Eltern oder derzeitiger Wohnort sind nicht relevant für die Qualifikation des Bewerbers und können zu (unbewussten) Vorurteilen führen, die dann die Einstellungsentscheidung beeinflussen.
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Der offensichtlichste Grund, warum Unternehmen beim Einstellen neuer Mitarbeiter nach ethischen Grundsätzen vorgehen sollten, ist, dass es einfach moralisch richtig ist. Der Ethik-Kodex mag von Unternehmen zu Unternehmen unterschiedlich sein - immerhin hat jedes Unternehmen seine eigenen Werte und Moralvorstellungen -, aber (fast) alle Unternehmen haben einen solchen Kodex, der auch die Personalbeschaffung beeinflusst.
In den meisten Fällen ist es jedoch weniger die intrinsische Motivation, das Richtige zu tun, die Unternehmen dazu veranlasst, ihr Recruiting möglichst ethisch zu gestalten, als vielmehr der Druck von außen. Ein Unternehmen, das bei der Personalbeschaffung unethisch handelt, riskiert gravierende Reputationsschäden. Insbesondere im digitalen Zeitalter können sich Stories und Gerüchte über Diskriminierung im Einstellungsprozess wie ein Lauffeuer verbreiten und den Ruf eines Unternehmens schwer schädigen. Dies kann zu einer negativen Markenwahrnehmung bei Kunden und Investoren und letztlich zu Geschäfts- und Umsatzeinbußen führen.
Wenn ein Unternehmen hingegen eine ethische Einstellungspolitik verfolgt und Kandidaten ausschließlich aufgrund ihrer Fähigkeiten und Verdienste einstellt, trägt dies zu einem besseren Ruf bei. Und das nicht nur bei Kunden, Investoren und Geschäftspartnern, sondern auch bei den Mitarbeitern.
Laut der LRN Ethics Study ist es für 94% der Mitarbeiter "entscheidend" oder "wichtig", für ein ethisches Unternehmen zu arbeiten. Die Studie ergab ferner, dass 82% der Mitarbeiter es sogar vorziehen würden, weniger zu verdienen, aber dafür für ein Unternehmen mit ethischen Geschäftspraktiken zu arbeiten, als für ein Unternehmen, das zwar eine höhere Bezahlung bietet, aber fragwürdige Geschäftspraktiken hat.
In diesem Sinne wirkt es sich in zweifacher Hinsicht positiv aus, wenn das eigene Unternehmen als ethisch angesehen wird. Zum einen ist die Wahrscheinlichkeit geringer, dass bestehende Mitarbeiter ihren Job kündigen, wenn sie glauben, dass ihr Arbeitgeber nach ethischen Grundsätzen handelt. Zum anderen ist das Wissen, dass ein Unternehmen ethischen Grundsätzen in der Personalbeschaffung folgt, ein zusätzlicher Anreiz für Kandidaten, sich zu bewerben. Das gilt insbesondere für Bewerber mit unterschiedlicher Herkunft.
Möchten Sie wissen, wie Sie nicht nur nach ethischen Gesichtspunkten, sondern auch unter dem Aspekt der Vielfalt Mitarbeiter einstellen können? Dann lesen Sie diesen Artikel.
Nachdem wir nun wissen, was ethisches Recruiting ist und warum es Unternehmen nützt, bei der Personalbeschaffung ethisch vorzugehen, stellt sich die Frage, wie der Einstellungsprozess gestaltet werden kann, um diese Grundsätze umzusetzen. Hier sind vier praktische Tipps, die Sie direkt umsetzen können.
Ehrlichkeit und Transparenz sind zwei der wichtigsten Grundsätze in der ethischen Personalbeschaffung und sollten während des gesamten Einstellungs- und Rekrutierungsprozesses berücksichtigt werden. Dazu gehört, dass Sie bei der Stellenbeschreibung ehrlich sind und alle notwendigen Informationen offenlegen, damit die Bewerber beurteilen können, ob sie für die Stelle geeignet sind.
Außerdem sollten Sie den Bewerbern mitteilen, wann sie mit einer Antwort von Ihnen rechnen können. Auf diese Weise können Sie dafür sorgen, dass Sie von Anfang an eine gute Beziehung zu neuen Mitarbeitern aufbauen. Und selbst Kandidaten, die die Stelle nicht bekommen, bewerben sich vielleicht in Zukunft noch einmal für eine andere Position oder teilen ihre positive Erfahrung mit ihrem Umfeld.
Lebensläufe enthalten oft viele persönliche Informationen, die hinsichtlich Eignung und Qualifikation des Bewerbers nicht relevant sind. Darüber hinaus können der Name, das Foto, die Adresse oder das Geburtsdatum eines Bewerbers zu einem unbewussten Bias führen und dafür sorgen, dass Bewerber nicht die gleiche Chance erhalten wie andere Kandidaten, die z.B. keinen ausländischen Namen haben, jünger sind oder in einer "besseren" Gegend wohnen.
Alle Informationen, die nicht unbedingt notwendig sind, um die fachliche Eignung des Bewerbers für die Stelle zu beurteilen, sollten aus den Lebensläufen entfernt werden. Vielleicht sollten Sie sogar in Erwägung ziehen, Lebensläufe durch fähigkeitsbasierte Beurteilungen zu ersetzen.
Auch nach der Anonymisierung von Lebensläufen können Einstellungsentscheidungen zu einem späteren Zeitpunkt, z.B. während des Vorstellungsgesprächs, noch durch persönliche Voreingenommenheit beeinflusst werden. Um dies zu vermeiden, sollten Sie eine Bewertungstabelle mit objektiven Kriterien entwickeln, die für alle Kandidaten verwendet wird und es Ihnen ermöglicht, die Bewertung jedes Bewerbers detailliert und vor allem objektiv zu dokumentieren.
Um sicherzustellen, dass alle Bewerber die gleichen Chancen haben, ihre Fähigkeiten zu präsentieren und die bestmögliche Punktzahl im Vorstellungsgespräch zu erreichen, sollte dieses gut strukturiert sein und die gleichen Fragen in der gleichen Reihenfolge enthalten. Versuchen Sie außerdem, sich auf zukunftsorientierte Fragen zu konzentrieren - und nicht auf die Vergangenheit und den Hintergrund des Bewerbers.
Voreingenommenheit ist in Bewerbungsgesprächen ein häufiges Problem. Lösen lässt sich dieses Problem, indem Sie Vorstellungsgespräche nicht von einer einzelnen Person, sondern von mehreren Mitarbeitern führen lassen. Kommt es zu mehreren Gesprächsrunden, kann es sogar eine gute Idee sein, für jede Runde ein Team aus verschiedenen Mitarbeitern in das Gespräch zu schicken.
Ethisches Recruiting beruht auf Transparenz, Ehrlichkeit, Fairness und Objektivität und hat das Ziel, Voreingenommenheit und Diskriminierung zu eliminieren, um jedem Bewerber eine faire Chance zu geben. Diskriminierung wird zwar meist mit Geschlecht, Aussehen, ethnischer Zugehörigkeit und Alter in Verbindung gebracht, es gibt jedoch auch Fälle, in denen Kandidaten aufgrund ihres Wohnortes oder ihres Herkunftslandes diskriminiert werden.
Employer of Record-Lösungen wie Lano ermöglichen es Unternehmen, auch auf internationaler Ebene bei der Personalbeschaffung ethisch vorzugehen und Kandidaten aus verschiedenen Ländern die Möglichkeit zu bieten, sich auf eine offene Stelle zu bewerben. Dank unseres Netzwerks erfahrener Employer of Record-Partner können Sie Mitarbeiter in über 170 Ländern weltweit einstellen, ohne dafür extra eine Tochtergesellschaft gründen zu müssen. Buchen Sie eine Demo mit unserem Expertenteam, um mehr zu erfahren.
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